Pilgern und Jesusgebet


Der Pilger, wie er in dem Buch "Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers" genannt wird, ist das Sinnbild aller Gottsucher. Er wandert durch die Weiten des Landes und macht dort entscheidende Erlebnisse. Es sind Fügungen Gottes, die ihm begegnen. Die Göttliche Vorsehung führt ihn so, dass er den richtigen Menschen begegnet, die ihm bei seiner Sinnsuche Antworten zu geben wissen. Die schönste Antwort auf seine Frage nach dem Immerwährenden Gebet gibt ihm der alte und weise Eremit. Man nennt ihn in den Ostkirchen Starez.

Heute ist Pilgern wieder modern. Die Motive sind ganz unterschiedlich. Man sucht nach Antworten auf Lebensfragen, Gemeinschaft, Erlebnissen in der Natur, Stärkung der Gesundheit und möchte auch an den Gnaden eines Wallfahrtsortes teilhaben. Die Pilgerfahrt verbindet natürlich auch stärker mit dem Heiligen, der an dem Pilgerort verehrt wird.

In Santiago de Compostela bedeutet es, dass man eine besondere Verbindung zum heiligen Jakobus sucht. Wie anziehend sind die Wegmarkierungen mit den Muscheln und die Pilgersymbole. Sie bestärken auf dem Weg. 
Pilger-Souvenirs gesehen in Santiago de Compostela, Quelle: Wikimedia Commons
Pilger-Souvenirs gesehen in Santiago de Compostela, Quelle: Wikimedia Commons
Hinweistafel in Rüdesheim am Rhein, Quelle: Wikimedia Commons
Hinweistafel in Rüdesheim am Rhein, Quelle: Wikimedia Commons
Wenn wir das Buch „Aufrichtige Erzählungen eines Russischen Pilgers“ aufmerksam lesen, so merken wir, dass Pilgern und Jesusgebet innigst zusammengehören. Wenn der Pilger im Rhythmus des Atems das Jesusgebet spricht, so bedeutet dies nicht, dass diesem Atemrhythmus eine übertriebene Bedeutung zugemessen wird. Man will nicht irgendeine Technik üben um etwas zu erzwingen. Wir nehmen den fließenden Atem als Geschenk des Heiligen Geistes an. Die heilige Hildegard von Bingen wusste, dass im Atem des Menschen der Geist Gottes lebt.
 
Wenn der heilige Johannes Klimakos in seiner asketisch-mystischen Schrift „Die Leiter“ rät, den Atem mit dem Namen Jesus zu verbinden, dann ist dies eine gnadenhafte Verbindung und bedeutet keinesfalls, dass man an der Oberfläche stehen bleibt. Man möchte eins werden mit dem Namen Jesus, aber als ein Geschenk, das uns zu seiner Zeit Gott gewährt.
 
Für Menschen, die Bewegung brauchen, eignet sich das Jesusgebet beim Pilgern ganz besonders. Es können auch einzelne Teile der Kurse von Sr. Michaela-Josefa Hutt mit Jesusgebet und Pilgern gestaltet werden.