Geschichte des Jesusgebets


In der Internet-Enzyklopädie Wikipedia lesen wir unter dem Stichwort Jesusgebet „Besondere neuere Übungsformen“:
Im orthodoxen Kloster Johannes der Täufer in Tolleshunt Knights (Essex) hat sich die Praxis entwickelt, das Jesusgebet gemeinsam zu beten und zwar in der Form, dass eine Person das Jesusgebet etwa 100 -mal laut rezitiert und die anderen still mitbeten, danach übernimmt ein anderer Vorbeter das laute Rezitieren, während der Rest still mitbetet und so geht das laute Vorbeten dann reihum. Diese Übungsform haben in England mehrere orthodoxe Pfarreien übernommen, so dass dann in den Pfarreien jede Woche Gläubige für eine halbe oder ein Stunde zum gemeinsamen Jesusgebet zusammenkommen.
 
Eine weitere Neuentwicklung ist das Jesusgebet mit Kindern, wobei man versucht, eine kindgerechte Hinführung zum stillen Gebet zu finden. Hierfür gibt es inzwischen eigene Ansätze und Methoden. 
Symeon der Neue Theologe, WikiCommons
Symeon der Neue Theologe, WikiCommons

Heutige Verbreitung


Durch seine Entstehung im Osten ist das Jesusgebet in der Orthodoxie bzw. den Kirchen des byzantinischen Ritus am weitesten verbreitet…
 
Im 20. Jahrhundert wurde das Gebet auch in der Römisch-Katholischen Kirche durch Geistliche und Mönche wie Franz Jalics, Emmanuel Jungclaussen und Thomas Merton weiter verbreitet; der Katechismus der Katholischen Kirche erwähnt das Jesusgebet ebenfalls (vgl. KKK 430-435 sowie 2666-2668; 2688 folgende).

Weltweit


Inzwischen ist das Jesusgebet in vielen Ländern eine beliebte Gebetsform, seitdem das Buch "Aufrichtige Erzählungen eines russischen Pilgers" erschienen ist. Mann kann in einigen Ostkirchen eine bestimmte Anzahl von Jesusgebeten verrichten, wenn man nicht in der Lage ist, am Stundengebet teilzunehmen.
Der heilige Paisi Velichkovsky (Bildquelle: Wikimedia Commons)
Der heilige Paisi Velichkovsky (Bildquelle: Wikimedia Commons)

Deutschsprachiger Raum


Im deutschen Sprachraum fand das Jesusgebet in jüngster Zeit vor allem durch die Publikationen und Exerzitienkurse des Jesuiten Franz Jalics und des Benediktiners Emmanuel Jungclaussen bei den Gläubigen Anklang. Beide verfassten Standardwerke zum Jesusgebet. Ähnliches gilt für Dr. Peter Dyckhoff, der mit dem Ruhegebet nach Johannes Cassian eine Vorform des Jesusgebets praktiziert und lehrt(entnommen aus der Wikipedia-Enzyklopädie unter dem Stichwort: Jesusgebet).
 
Auch in der römisch-katholischen Tradition gibt es das Jesusgebet. Der Biograph des heiligen Franziskus von Assisi, Thomas von Celano, berichtet, dass der heilige Franziskus oft den Namen Jesus gebetet habe. Dann erfolgte eine Weiterführung durch den heiligen Bernardin von Siena und sein Namen-Jesu-Monogramm, sowie den heiligen Johannes Capistran.
 
Bereits die Wüstenväter übten sich im Wiederholen von Psalmversen. Das Herzensgebet ist ein Geschenk der ungeteilten Kirche. Der heilige Johannes Klimakos (genannt: Johannes von der Leiter), geboren vor 579, übte es als Mönch und asketischer Schriftsteller. Er lebte über 40 Jahre als Eremit und wurde dann Abt des Katharinenklosters auf dem Sinai. 
Eines seiner Hauptwerke ist die Treppe oder Leiter zum Paradies. Den Namen verdankt dieses Werk dem Traum des Patriarchen von der Himmelsleiter (Genesis 28,10-19). In seinem Buch empfiehlt der heilige Johannes Klimakos das monologische Namen-Jesu-Gebet. Teile aus seinem Werk wurden auch in der Philokalie abgedruckt, einer Textsammlung zum Erlernen des Immerwährenden Jesusgebets. Vom Berg Athos aus verbreitete sich das Jesusgebet ebenfalls, besonders durch dieCenturiae der Mönche Kallistos und Ignatius, Xanthopouloi. Ein bedeutender Vertreter des Jesusgebets ist auch der heilige Simeon, der neue Theologe, ein Heiliger der ungeteilten Kirche (geboren Ende 949 in Galatien, +12.03.1022 in Kleinasien). Er gilt als Visionär und seine Erlebnisse schrieb er in 58 Hymnen nieder. Neben dem heiligen Evangelisten und dem heiligen Gregor von Nazianz erhielt er den besonderen Beinamen „Der Theologe“. Der heilige Simeon wird in der Orthodoxie und in der Römisch-Katholischen Kirche am 12. März verehrt. Eine bedeutende Schule des Jesusgebets entstand auch um den heiligen Paisi Velichkovsky. Dieser gebürtige Ukrainer, der eine Zeit lang auf dem Berg Athos lebte, übersetzte die Philokalia in das Kirchenslawische und einer seiner Schüler, der Mönch Raphael, übersetzte außerdem eine Auswahl von Texten der Philokalia in das Rumänische. Viele seiner Schüler nahmen seine Lehren und seine Mission mit nach Russland. Die Übersetzung der Philokalia vom heiligen Paisios war eines der beliebten Bücher des heiligen Seraphim von Sarow.